Redewendungen rund ums Pferd

Von „Rosskur“ und „Vom Pferd erzählen“ – Jahrtausende haben Menschen und Pferde zusammen gelebt. Das hat auch unsere Sprache geprägt.

Seit Jahrtausenden begleitet das Pferd den Menschen. Im Krieg, bei der täglichen Arbeit, auf Reisen, als Nutztier, Freund, Partner und Helfer. Diese Zeit, in der Mensch und Tier so eng zusammen lebten, ja aufeinander angewiesen waren, hat sich fest in unserer Kultur verankert und damit in unserer Sprache. Hier ein paar Beispiele dafür:

Aus dem Stegreif“ – unvorbereitet, spontan

Stegreif ist das alte Wort für Steigbügel. Eine Nachricht aus dem Steigbügel zu überbringen bedeutete, ohne abzusteigen, und damit unnötig Zeit zu verlieren, die Neuigkeit zu überbringen.

 

Auf dem hohen Ross sitzen“ – arrogant, überheblich, blasiert sein

Da in früheren Zeiten der Kriegsdienst zu Pferd dem Adel vorbehalten war und das Fußvolk aus Knechten und Bauern bestand, kam die Befehlsgewalt vom hohen Ross.

 

Den sticht der Hafer“ – närrisch, hitzköpfig sein

Oft wird vermutet, Ursprung der Redensart sei ein Übermaß in der Fütterung von Getreide. Das ist aus mehreren Punkten unwahrscheinlich. Erstens war Getreide früher sehr kostbar und damit in der Fütterung von Tieren sparsam eingesetzt. Zweitens wird durch eine zu hohe Getreidefütterung eher Hufrehe ausgelöst (was den Römern in Verbindung mit Gerste bereits bekannt war) als ein Energiestoß, was an den langkettigen Zuckerverbindungen im Getreide liegt. Wer aber schon mal im Sommer Hafer gequetscht hat, weiß woher die Redewendung kommt. Es juckt und sticht einen dermaßen, dass man aus der Haut fahren könnte!

 

Über die Stränge schlagen“ – leichtsinniges, übertriebenes Handeln

Ein Pferd schlägt über die Stränge, wenn es eingespannt vor Karren, Kutsche oder Pflug so hoch ausschlägt, dass die Hinterbeine über den Zugsträngen zu sehen sind.

 

Jemandem was vom Pferd erzählen“ – eine ordentliche Lügengeschichte erzählen

Diese Redewendung geht auf die Geschichte Trojas zurück: Sinon, der zurückgelassene Grieche, erzählte den Trojanern, dass sie die Götter erzürnen würden, falls sie das hölzerne Pferd verbrennen sollten. Besser wäre es, diese Opfergabe an die griechische Göttin Athene in die schützende Stadt Troja zu bringen. 

 

Die Rosskur“ – eine in der Methode völlig übertriebene Art der medizinischen Behandlung

In der Zeit des Mittelalters übte der Hufschmied häufig auch die tierärztliche Betreuung aus. Hatte also ein Pferd Zahnprobleme, wurde der Hufschmied gerufen, um dem armen geplagten Tier zur Hilfe zu kommen. Außerdem waren viele Hufschmiede und Fahnenschmiede auch Bader – und da sie mit kleinen chirurgischen Eingriffen vertraut waren, gingen die Menschen mit Zahnschmerzen zum Hufschmied, wo ihnen mit den Mitteln die beim „Ross“ erprobt waren zu Leibe gerückt wurde.

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